Wenn wir einander Gutes wünschen, steht der Wunsch nach Gesundheit meist an erster Stelle. Wer selbst ernsthaft erkrankt ist, weiß: Krankheit beeinträchtigt das ganze Leben. Um das ganze Leben geht es auch bei Heil und Heilung. In den meisten Kulturen und Religionen wird gutes Leben und damit Gesundheit, Heilung in Verbindung gebracht mit der Wirklichkeit, die über allem steht und alles umgreift. Wir nennen es das Göttliche. Von diesem Wissen lebt auch der Glaube im Volk Israel. Auf seiner Wanderung durch die Wüste lässt Gott sein Volk wissen: „Ich bin dein Arzt, Israel“ (Ex 15, 26). Wo und wann immer Gott wirksam wird, wirkt er heilsam. Wo er wirkt, wird „Reich Gottes“ lebendig. Jesus von Nazareth verkündet die frohe Botschaft: „Das Reich Gottes ist nahegekommen. Kehrt um und glaubt der Botschaft vom Heil“ (Mk1, 14-15). Er sagt von sich, er sei gekommen, „dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10). Wenn Jesus beschädigtes, behindertes, krankes Leben ganz = heil werden lässt, zeigt er: Mit ihm ist das Leben = das Reich Gottes angekommen. Menschen erleben am eigenen Leib: Gott ist wirklich Arzt. Jesus gibt seinen Auftrag und seine heilende Macht an jene weiter, die in seinem Namen zu den Menschen gehen.
Im Evangelium nach Lukas lesen wir: „Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen.“ (Lk 9, 1-2). Bemerkenswert ist, was Jesus einer Frau, die bei der Begegnung mit ihm geheilt wurde, sagte: „Dein Glaube hat dir Heilung gebracht“ (Mk 5,34). Die heilende Kraft des Glaubens = des Vertrauens dieser Frau sieht Jesus und bestätigt seine heilsame Kraft. An dieser Stelle wird nicht gesagt, was Inhalt ihres Glaubens war.
Die heilsame Kraft des Vertrauens wird auch in der Heilkunde unserer Tage wieder neu entdeckt und wertgeschätzt. „Spiritualität“ wird die Verbindung zu dieser Kraft heute genannt und zahlreiche Untersuchungen bestätigen, dass Gesundheit und Heilung in enger Verbindung dazu stehen.
Die heilsame Geschichte dauert an
Im Glauben an und im Vertrauen auf den auferstandenen und durch seinen Geist bis heute wirkenden Christus haben Christen von Anfang an die Sorge um kranke und in ihrem Leben eingeschränkte Menschen angenommen und sich für sie eingesetzt. Die Lebensgeschichten vieler Christen, die wir Heilige nennen, berichten von ihrem heilsamen Wirken, und die Dokumente des Dankes an Wallfahrtsorten geben Zeugnis, dass das Vertrauen von Menschen nicht ins Leere gegangen ist.
Waren es lange Zeit und sind es bis heute Ordensgemeinschaften, die sich dem heilsamen Auftrag Christi in der Sorge für Kranke und ihre Heilung verbunden und verpflichtet wussten, haben sich in unserer Zeit die Gestalten und Formen gewandelt.
Gott sei Dank hat das öffentliche Gemeinwesen vieles, wo es um Gesundheit und Heilung geht, in seine Verantwortung übernommen.
Daneben aber gibt es Bereiche, die ohne das freiwillige Engagement von Frauen und Männern, die sich in der Sache dem Auftrag Jesu verbunden wissen, nicht denkbar wären.
So geschieht Heilsames und Heilendes unter anderem:
An wenigen Beispielen sollte gezeigt werden, wie auch in unseren Tagen Frauen und Männer, einzeln oder in Gemeinschaft im Sinne Jesu (und so verstehe ich auch „Kirche“) dem Heil von Menschen und damit auch der Gesundheit dienen.
- Peter Rädler